Stoffwechsel
Komplexe Krankheitsbilder
Diabetes und Adipositas können zahlreiche weitere Erkrankungen zur Folge haben. Fachärzte der Solothurner Spitäler erklären die häufigsten.
PD Dr. med. Lukas Zimmerli
Chefarzt Medizinische Klinik, Kantonsspital Olten
1
Sehr hohes Risiko bei Bluthochdruck
« Diabetes und Bluthochdruck sowie hohe Blutfettwerte vertragen sich in dieser Kombination sehr schlecht. Das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt dadurch überproportional. Vor allem beim Diabetes mellitus Typ 2 wird oft ein hoher Blutdruck festgestellt. Deshalb sollten der Blutdruck und die Blutfettwerte in Absprache mit dem Arzt regelmässig kontrolliert werden. Bei zu hohen Werten hilft ein Abbau des Körpergewichts und vor allem regelmässige körperliche Bewegung. »
PD Dr. med. Stefan Farese
Leitender Arzt Nephrologie / Hämodialyse, Bürgerspital Solothurn
2
Nierenstörungen als Folge
« Bekannt ist, dass Diabetes zu Störungen der Nieren führen kann (Niereninsuffizienz), weniger bekannt ist jedoch, dass auch Adipositas und sogar schon leichtes Übergewicht zu Störungen der Nierenfunktionen führen kann. Oft spüren Patienten lange nichts, da Nieren nur wenig Schmerzfasern haben und lange keine Symptome hervorrufen. Deshalb gilt es bei Diabetes, Übergewicht und Blutdruck-Problemen auch an die Nieren zu denken und in Absprache mit dem Arzt regelmässig den Urin untersuchen zu lassen, um Schädigungen vorzubeugen. »
Dr. med. René Lüthi
Leitender Arzt Angiologie, Kantonsspital Olten
3
Schwierige Wundversorgung
«Bei einem dauerhaft hohen Blutzuckerspiegel oder einer schlechten Insulineinstellung können Blutgefässe und Nerven beschädigt werden. Am bekanntesten ist wohl das Symptom des diabetischen Fusses, wenn sich grosse Wunden am Fuss kaum mehr schliessen. Bei gut eingestelltem Diabetes treten offene Wunden, die sich nur schwer wieder schliessen, seltener auf. Wichtig ist, dass selbst schon kleine Wunden bei Diabetikern genau beobachtet und sofort richtig behandelt werden. Somit ist auch eine Heilung möglich. »
Dr. med. Heinz Borer
Leitender Arzt Pneumologie, Bürgerspital Solothurn
4
Zu wenig Luft in der Nacht und bei Tag
«Bei übergewichtigen oder adipösen Menschen verengt sich der Rachenraum, was im Schlaf zu einem Verschluss der Atemwege und damit zur Schlafapnoe führen kann. Dadurch entstehen während des Schlafs Atempausen von teilweise weit über einer Minute, die Sauerstoffzufuhr zu den inneren Organen und zum Gehirn wird so vermindert, Bluthochdruck kann die Folge sein. Damit steigt das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Beim Adipositas-Hypoventilationssyndrom, das meist bei schwer adipösen Menschen vorkommt, ist die normale Atmung so stark eingeschränkt, dass es nicht nur zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff, sondern auch zu einer ungenügenden Abatmung von Kohlendioxid kommt, was zu einer Blutdruckerhöhung im Lungenkreislauf, zu Atemnot und Kopfschmerzen führt. »
Dr. med. Peter Spörri
Chefarzt Urologisches Kompetenzzentrum soH
5
Eingeschränkte Sexualität bei Mann und Frau
« Diabetes ist eine Krankheit, welche das Nervenund Gefässsystem beeinträchtigt, darunter auch die Blutgefässe im Penis, die beim Mann für die Erektion sorgen. Bei rund der Hälfte der männlichen Diabetiker kann es zu einer sogenannten erektilen Dysfunktion kommen. Ein weiterer Faktor für eine eingeschränkte Sexualität ist aber auch die psychische Belastung, welche die Krankheit mit sich bringen kann. Auch bei weiblichen Diabetikerinnen kann das sexuelle Empfinden eingeschränkt sein. Am wichtigsten ist es, mit der Partnerin oder dem Partner offen darüber zu sprechen – und sich nicht zu scheuen, das Thema auch mit dem Arzt oder der Ärztin anzugehen. Denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die helfen, wieder zu einer erfüllten Sexualität zu finden. »
Andreas Hofer, Adipositas-Patient, Jahrgang 1963
« Es war vor zehn Jahren, ich wog rund 170 Kilogramm und hatte einen Magenwandriss. Das führte zu einem Noteingriff im Spital Dornach. Mein damaliger Chirurg, Doktor Peter Vogelbach, machte mir klar, dass es so nicht weitergehen könne. Ich erhielt etwas später ein Magenband, welches mir nach fünf Jahren aber immer mehr Probleme bereitete. Ich nahm zwar 70 Kilogramm ab, konnte aber vieles nicht mehr essen. Letztes Jahr dann wurde mir das Magenband entfernt und ich nahm danach wieder zu. Nach einigem Zögern wurde mir im Januar 2018 ein Magenbypass operiert. Seither fühle ich mich als neuer Mensch. Ich kann fast wieder alles essen und habe keine Schmerzen mehr. Mittlerweile bin ich bei 139 Kilogramm, das Gewicht geht zwar langsam runter, aber stetig. Dankbar bin ich, dass meine Frau mit mir wieder ein normales Leben führen kann und sich nicht mehr alles um meine Ernährung dreht.»
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