ONKOLOGIEZENTRUM DORNACH
«Die Onkologie macht grosse Fortschritte»
In der Onkologie im Spital Dornach sorgt ein interdisziplinäres Team dafür,
dass die hier behandelten Menschen gut aufgehoben sind. Dr. med. Angela
Wolf im Gespräch mit der Fachexpertin Onkologiepflege Rita Fringeli über
Herausforderungen und Freuden in der Krebsbehandlung.
«Bis 2050 werden alle Krebserkrankungen heilbar sein». Wie stehen Sie zu dieser Aussage ?
Wolf: Das ist ein sehr schöner Gedanke, das wäre in nur 27 Jahren. Ich glaube nicht, dass wir dieses Ziel erreichen werden, aber wir sind auf einem guten Weg. Viele Tumorerkrankungen sind zu chronischen Krankheiten geworden. Durch eine Reihe von Weiterentwicklungen begleiten wir die Menschen immer länger, zum Teil mit einer recht guten Lebensqualität.
Fringeli: Ich halte diese Aussage auch nicht für realistisch. Allerdings macht die Onkologie grosse Fortschritte, was eine weniger engmaschige Betreuung möglich macht. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Patientinnen und Patienten gut kennen und schnell einschätzen können, wo der Schuh drückt. Krebs lässt sich zunehmend effizienter und schonender behandeln.
Wie haben sich die Nebenwirkungen bei der Krebsbehandlung verändert ?
Wolf: Man kann sagen, dass es den Patientinnen und Patienten heute besser geht als noch vor einigen Jahren. Dazu tragen eine medikamentöse Vorbereitung auf die Chemotherapie und eine Vielzahl neuer Substanzen bei. Die Immuntherapien zum Beispiel verursachen in der Regel keine Übelkeit und es kommt zu keinem Haarverlust. Aber auch diese Medikamente haben Nebenwirkungen.
Fringeli: Bei Immuntherapien sehen wir vor allem Nebenwirkungen, die die Haut betreffen, aber auch Organe können beeinträchtigt sein. Hier spielt eine frühzeitige, zum Teil auch präventive medikamentöse Behandlung eine wichtige Rolle.
Was ist eine Besonderheit im Umgang mit Patientinnen und Patienten in der Onkologie ?
Fringeli: Krebs ist verunsichernd und beängstigend. Deshalb ist es für uns besonders wichtig, dass sich die Menschen sicher und geborgen fühlen.
Wolf: Für mich ist es wichtig, dass ich die Menschen dort abholen kann, wo sie gerade sind. Jede Frage ist willkommen, auch wenn es immer wieder dieselben oder ähnliche Fragen sind.
Was sind die häufigsten Fragen von Krebspatienten?
Wolf: Ganz oft werden wir gefragt: Kann ich wieder gesund werden ? Wie ist das mit den Schmerzen ? Werde ich noch essen können ? Werde ich am Ende ersticken müssen? Auch Fragen zur Mobilität sind wichtig. Die Angst, von anderen Menschen abhängig zu werden, ist gross. Partnerschaftsfragen
und Sexualität spielen ebenfalls oft eine Rolle.
Fringeli: Viele Menschen machen sich Sorgen, ob sie mit den Symptomen und den Nebenwirkungen der Behandlung in ihrem Beruf bleiben können.
Und wie lauten Ihre Antworten auf diese Fragen ?
Wolf: Durch unsere therapeutischen Konzepte versuchen wir viele Menschen in die Heilung zu bringen, was auch sehr oft gelingt. Wir haben gute Schmerzmittel, die sehr wirksam sind. Und niemand muss ersticken. Die Palliativmedizin hat ihren festen Platz in der Medizin und vor allem in der Onkologie und so ist eine gute und meist sehr individuelle Begleitung möglich.
Fringeli: Es gibt in diesen Bereichen zahlreiche Unterstützungsangebote und wir haben viele Möglichkeiten, den Menschen dabei zu helfen, ihr Leben möglichst so weiterzuleben wie bisher. In der Onkologie muss man sich auch mit unbequemen Themen auseinandersetzen.
Was empfehlen Sie im Umgang mit Krebs?
Fringeli: Der Umgang mit der eigenen Krebserkrankung ist sehr individuell. Wir lachen viel mit unseren Patienten über alltägliche Dinge,
um mit ihnen den Weg zurück in die Normalität zu finden.
Wolf: Ich rate davon ab, abends im Internet nach Informationen zur eigenen Krankheit zu suchen. Es gibt keinen Dialog, oft werden nur Schreckensbotschaften beschrieben respektive viele extreme Einzelfälle. Das tut den Menschen meistens nicht gut. Viel besser finde ich es, wenn die Menschen ihre Fragen aufschreiben und sie dann mit mir besprechen.
Wir freuen uns über Ihre Kommentare zum Interview!
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