STÜRZE IM ALTER
Rasch handeln
Für junge Menschen bleibt ein Sturz meistens ohne Folgen. Bei alten Menschen aber kann er das gesamte Leben auf den Kopf stellen. Unfallchirurg Dr. med. Michael Schmelz fordert deshalb mehr Präventionsarbeit in diesem Bereich.
Über 80 000 Menschen, die älter sind als 65 Jahre, stürzen gemäss Beratungsstelle für Unfallverhütung jedes Jahr. Bei 1600 Personen ist ein Sturz tödlich, 96 Prozent dieser Todesfälle entfallen auf Personen über 65 Jahre. Stürze sind schweizweit also die häufigste Unfallursache. Die allermeisten Stürze ereignen sich im eigenen Haushalt, zwei Drittel der Sturzunfälle geschehen ebenerdig. Man stolpert über den Teppich, über ein Kabel oder rutscht auf einem glatten Boden aus.
Viele Nebendiagnosen
«Heute sind bis zu drei Viertel dieser Sturzpatienten im Spital betagte Menschen», sagt Dr. med. Michael Schmelz, Leitender Arzt Orthopädie am Kantonsspital Olten mit dem Schwerpunkt Unfallchirurgie. «Die grosse Herausforderung bei betagten Menschen ist, dass diese Patientinnen und Patienten oft Nebenerkrankungen haben, welche den chirurgischen Eingriff zur Herausforderung machen.» Etwa, weil sie wegen Bluthochdruck Medikamente nehmen, welche die Blutgerinnung hemmen, Diabetes haben oder eine Knochenerkrankung wie Osteoporose. Deshalb werden betagte Unfallpatienten auch geriatrisch betreut – sie brauchen also nicht nur den chirurgischen Eingriff, um den Knochen wiederherzustellen, sondern eine ganzheitliche, altersmedizinische Betreuung. «Die Interdisziplinarität bei solchen Eingriffen hat enorm zugenommen», so Michael Schmelz, der die unkomplizierte und teamorientierte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen im Kantonsspital Olten explizit erwähnt. «Im Gegensatz zu früher, als der Chirurg entschied und die anderen ausführten, wird heute das Fachwissen aller medizinischen Fachrichtungen zusammengetragen für das beste Behandlungsergebnis.»
Mehr Präventionsarbeit
Entscheidend für den Erfolg einer Operation bei hochbetagten Menschen sei die Zeit. «Wenn sich betagte Menschen nicht mehr bewegen können und dadurch an Mobilität einbüssen, so verschlechtert sich ihr Allgemeinzustand enorm rasch und die Rate an Komplikationen steigt.» Deshalb sollten die Eingriffe in diesen Fällen innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach dem Unfall erfolgen. So rasch ein Eingriff erfolgen muss, so wichtig ist eine gründliche medizinische Vorbereitung und danach die gute und häufig auch zeitintensive geriatrische Betreuung. «Die sorgfältige Vorgehensweise mag zwar manchmal zu einem etwas längeren Aufenthalt führen, dafür haben wir aber durch die Kooperation zwischen Geriatrie und Traumatologie eine sehr tiefe Rehospitalisationsrate.»
Schaut Michael Schmelz auf seine 20 Jahre in der Chirurgie zurück, so operierte man vor 20 Jahren meistens Unfallopfer aus dem Strassenverkehr. Heute sind es vor allem Knochenbrüche betagter Menschen. Das zeige, dass die Präventionsprogramme im Strassenverkehr ihre Wirkung zeigten, so Michael Schmelz. «Und jetzt brauchen wir dringend dieselben Präventionsprogramme, um die Anzahl der Stürze zu Hause zu minimieren.»
Stürze im Alter vermeiden – 5 Tipps
- Im Alter nimmt die Muskelkraft und auch die Koordination ab. Kraft und Gleichgewicht aber können bis
ins hohe Alter trainiert werden. Erkundigen Sie sich in Ihrer Gemeinde oder bei Pro Senectute nach entsprechenden Kursangeboten. - Prüfen Sie Ihre Wohnung auf Stolperfallen wie etwa Teppiche, Kabel, Türschwellen oder rutschige Böden.
- Sorgen Sie für genügend Licht im Haus oder der Wohnung. VerwendenSie helle Leuchtmittel.
- Achten Sie darauf, dass der Zugang zum Haus immer frei ist von Schnee, Eis und Laub.
- Lassen Sie regelmässig Ihre Sehfähigkeit kontrollieren. Abnehmende Sehfähigkeit ist oft ein Grund für Stürze.
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