Beleghebamme
«Wir betreuen Paare vom Beginn der Schwangerschaft bis zur Stillzeit.»
Evelyn Thomet ist freischaffende Beleghebamme. Sie betreut die Paare auch vor und nach der Zeit in der Frauenklinik. Sie erzählt, wie sie dank ihrer Erfahrung auch Notfallsituationen gemeinsam mit den Eltern bewältigt – und warum sie empfiehlt, sich frühzeitig eine Hebamme zu suchen.
Notfallsituationen sind in unserem Alltag nicht selten. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass die Herztöne des Kindes in einer Stresssituation abfallen. Das bekommen wir aber dank Standardmethoden und unserer Kompetenz sehr gut in den Griff. Damit können wir den Eltern Sicherheit vermitteln. So sind Notfallsituationen zwar nicht selten, aber durch die gemeinsame Vertrauensbasis gut zu überstehen. Eines ist aber auch klar: Solche Stresssituationen wühlen einen innerlich immer sehr auf. Mit der Zeit lernt man, damit umzugehen. Wir üben die Notfallmassnahmen regelmässig. Durch unsere langjährige Erfahrung und die Standards, die wir haben, können wir solche Situationen bewältigen.
Die Vertrauensbasis der Eltern baut stark auf dem auf, was sie bei uns beobachten. Je kompetenter wir wirken, desto eher fühlen sich die Eltern in guten Händen.
Evelyn Thomet, Beleghebamme KSO
In Notsituationen ist gute Vorbereitung Gold wert
Indem wir die Eltern während der Schwangerschaft begleiten, können wir solche Themen ansprechen und sie gut darauf vorbereiten. Wir sprechen zum Beispiel von einem klaren Plan A, dem Wunsch nach einer Spontangeburt. Man sollte aber auch einen Plan B bereit haben, um nicht negativ überrascht zu werden. Darum sprechen wir alternative Möglichkeiten an – etwa den Kaiserschnitt, die Periduralanästhesie oder die Geburt mit Saugglocke. So können wir diese Situationen zumindest in der Theorie schon einmal durchspielen. Dieses Vorgehen macht es den Eltern einfacher, sich auf ein solches Szenario vorzubereiten. Indem wir die Eltern früh mit ins Boot holen und offen kommunizieren, schaffen wir Vertrauen. Sollte es tatsächlich zu einem Notfall kommen, sind sie bereits darauf vorbereitet und wissen, wie sie damit umgehen können.
Selbst mit guter Prävention können Notsituationen nie ganz verhindert werden. Weil wir die Frauen regelmässig sehen, können wir gewisse Punkte genau dann ansprechen, wenn es sinnvoll ist. Wenn wir zum Beispiel sehen, dass der Blutzucker zu hoch ist, reden wir über die Ernährung. Aber wirkungsvolle Prävention ist schwierig. So fragen manche Frauen, bei denen ein Plan B zum Einsatz kommt, ob sie etwas falsch gemacht haben. Meistens gibt es ja noch eine zweite Person an Bord, die mitbestimmt. Sie kann den Frauen einen Teil des Drucks abnehmen. Wir versuchen, den Frauen präventiv so viel wie möglich mitzugeben. In Bezug auf den Plan B sind unsere Möglichkeiten aber begrenzt.
Eine Beleghebamme unterstützt auf vielseitige Art und Weise
Wir Beleghebammen werden nicht selten nach dramatischen Erstgeburt-Erlebnissen aufgesucht. In diesen Fällen überlegen wir uns, was passieren muss, damit die zweite Geburt anders wird. Wir müssen einschätzen, wie die aktuelle Situation ist und was es braucht, damit die kommende Geburt nach dem Wunsch der Mutter abläuft. Diese Gesprächsführung ist unsere Aufgabe. Ausserdem haben wir Beleghebammen eine Zusatzausbildung in der Akupunktur . Diese setzen wir zur Vorbereitung auf die Geburt gerne ein. Wir sehen die Frauen vor ihrem Geburtstermin regelmässig und können positive Energie einfliessen lassen, damit ihre Geburt ein positiveres Erlebnis wird. Gerade die Akupunktur kann in diesem Zusammenhang helfen. Wir haben schon oft erlebt, dass die zweite Geburt viel besser verlaufen ist und die Frau dadurch für das negative Erlebnis der ersten Geburt entschädigt hat.
Tipp:
Hebammen-Mangel: Früh buchen ist Pflicht!
Ich empfehle allen werdenden Eltern, sich eine Hebamme zu suchen. Sei es eine freischaffende Hebamme, eine Hebamme aus der Sprechstunde des Kantonsspitals Olten oder eine von uns Beleghebammen. In der Schwangerschaftskontrolle ist es völlig klar, dass man eine gynäkologische Vorsorgeuntersuchung macht. Das ist auch sehr wichtig. Für eine gute Vorbereitung ist aber auch eine Hebamme entscheidend. Sie klärt viele Fragen, die während einer Schwangerschaft aufkommen: Zum Beispiel Fragen zur Geburt und der Zeit im Wochenbett – einer bedeutenden Zeit, in der man gemeinsam zu einer Familie wird. Man sollte auch beachten, dass man sich frühzeitig melden muss, weil wir oft schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Leider gibt es einen Mangel an Hebammen. Wir sehen darin auch eine Bestätigung, dass unsere Arbeit wichtig ist und wir gebraucht werden.
Nothing found.